Liebe Gemeinde,

als das Bistum uns einlud, einen Pastoralplan für unsere Pfarrei zu formulieren, wussten wir, dass viel Arbeit auf uns zukommt. Wir standen auch noch mitten im Fusionsprozess. Die Aufgabe war, uns alle Facetten unseres Gemeindelebens bewusst zu machen und eine Vision für die Zukunft zu entwickeln. Aber nicht nur eine Vision, sondern auch konkrete Maßnahmen.
Der Pfarreirat (zu Beginn hieß er noch Rat der Seelsorgeeinheit) hat sich vier Jahre lang in vielen, eigentlich in fast allen Sitzungen mit diesem Pastoralplan beschäftigt. Wir haben analysiert, diskutiert, formuliert … Nach dem Dreischritt „Sehen – Urteilen – Handeln“ haben wir untersucht, welche Aktivitäten es in unseren vier Gemeinden gibt, was wir uns für die Zukunft wünschen und wie wir dies realisieren können.
Den Anfang machte die Formulierung eines Leitbilds, unter das wir unsere Arbeit und unser Gemeindeleben stellen. Der Textentwurf wurde von allen Gremien diskutiert, es gab Änderungen und erneute Besprechungen. Dieses Leitbild – „Wie wir denken“ – steht also auf einer breiten Basis. Danach haben wir „Grundanliegen“ formuliert, die das Leben in unserer Pfarrei bestimmen sollen. Wir haben uns ausführlich mit dem Erfahrungsbericht einer Pfarrei aus den USA beschäftigt und haben immer wieder in den Blick genommen, was wir wollen. Wie ein roter Faden zog sich der Wunsch durch die Gespräche, dass Kirche lebendig bleibt und für viele wieder wichtiger wird, die den Anschluss verloren oder ihn noch nicht gesucht haben. Und dann mussten wir uns entscheiden, was wir tun – über das hinaus, was so viele Menschen in den vier Gemeinden ohnehin ermöglichen. Unsere Schwerpunkte sollen in den KiTas und bei der Erstkommunionvorbereitung liegen.
Dieser Pastoralplan ist nicht in Stein gemeißelt. Er soll in der Pfarrei lebendig sein und wird immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden. Die Mitglieder des Pfarreirats haben ihn mit großem Ernst und viel Zeiteinsatz erarbeitet. Bei dieser Arbeit haben wir viel miteinander und übereinander gelernt. Wir haben, auch in großer Runde, sehr gute Gespräche geführt, die von gegenseitigem Respekt getragen waren. Wenn Sie mit uns ins Gespräch über den Pastoralplan kommen und mittun, wo Sie sich engagieren möchten, können wir ihn gemeinsam verwirklichen.

Wie wir denken

Die „Volkskirche“ früherer Zeiten wandelt sich mehr und mehr zu einer Glaubensgemeinschaft, in der die Menschen aufgrund ihrer persönlichen Entscheidung und ihres bewussten Bekenntnisses zusammenfinden, auch in unserer Pfarrei St. Liudger. Sie besteht aus vier Gemeinden, die ihre je eigene Geschichte haben. In unseren Gemeinden finden wir Beheimatung und Ansprechpartner  für die Seelsorge. Wir wollen unseren Glauben gemeinsam leben und zum Ausdruck bringen. Auch unter veränderten Strukturen soll die Vielfalt der Gemeinden erhalten bleiben und gefördert werden.
Unser Glaube an Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist kommt im persönlichen Gebet, in der Eucharistiefeier und in anderen Formen des Gottesdienstes zum Ausdruck.
Diesen Glauben wollen wir, Seelsorger wie Gemeindemitglieder, sichtbar machen durch die Art, wie wir leben und miteinander umgehen und durch die Verkündigung der Botschaft Jesu vom Reich Gottes. Weil Gott alle Menschen bedingungslos liebt, unabhängig von ihrer Leistung und trotz aller Schuld, soll unser Gemeindeleben geprägt sein von Menschlichkeit und Barmherzigkeit. Wir wollen offen sein für alle Menschen mit ihren verschiedenen Sichtweisen und Begabungen, weil wir glauben, dass Gott Freude an dieser Vielfalt hat. Wir glauben, dass Gott größer ist als wir und alle Menschen annimmt. So wollen wir mit Offenheit, Freude und ohne Furcht das Leben gestalten.

Was wir wollen

Unsere Pfarrei versteht sich als Gemeinschaft von vier Gemeinden, von denen jede ihre eigene Geschichte, ihr gewachsenes Profil und ihre besondere Sozialstruktur hat. Diese Eigenheiten werden erhalten bleiben, sollen das Ganze bereichern und unsere Seelsorge prägen.
Die Verantwortlichen in der Pfarrei werden sich nach Kräften bemühen, in den jeweiligen Gemeinden persönlich erreichbar zu sein. In jeder Gemeinde wird es eine Person geben, die als fester Ansprechpartner das Gemeindeleben verantwortlich mitgestaltet. Wir wollen aber auch die Chance nutzen, für bestimmte Aufgaben, die sich besser überörtlich lösen lassen, unsere Kräfte zu bündeln.
Wir freuen uns über die vielen Menschen, die zu unserer Pfarrei gehören: über jene, die bewusst aus dem Glauben leben und am Gottesdienst teilnehmen, über jene, die gelegentlich kommen, ebenso wie über die, die der Kirche kritisch oder distanziert gegenüberstehen. Für alle sind wir da, und sie alle haben ihre besonderen Erfahrungen, Fähigkeiten und Begabungen, ihre Anregungen und Anfragen, mit denen sie das Gemeindeleben bereichern können, als Einzelne oder als Gruppen. Deshalb möchten wir möglichst viele dieser Menschen suchen, ansprechen und zum Mittun in unserer Gemeinschaft einladen.
Die unterschiedlichen Erfahrungen und Bedürfnisse der Gemeindemitglieder werden die Priester und die anderen in der Seelsorge Mitarbeitenden im Auge haben, fördern und in die Gemeinschaft der Pfarrei integrieren. In der Pfarrei soll es Angebote geben, sich im je eigenen Engagement weiterzuentwickeln.
Gerade in einer großen Pfarrei ist es wichtig, persönliche Kontakte zu suchen, Beziehungen aufzubauen und Menschen miteinander zu verbinden.

Liturgie

Die Feier von Gottesdiensten in verschiedenen Formen ist uns sehr wichtig. Nichts von dem, was uns im Leben beschäftigt, soll ausschlossen werden.

Die Liturgie, besonders die Feier der Eucharistie, ist nach den Worten des 2. Vatikanischen Konzils Mitte und Höhepunkt des kirchlichen Lebens. In allen vier Gemeinden finden deshalb neben den Sonntagsmessen auch werktägliche Gottesdienste statt. Die Eucharistiefeiern sollen schön, würdig und ansprechend gestaltet sein, so dass sie die Besucher zur inneren und äußeren Teilnahme einladen. Für bestimmte Gruppen innerhalb der Gemeinde, zum Beispiel für Kinder, Jugendliche, Familien und Senioren, gibt es regelmäßig besonders geprägte Gottesdienste. Neben der Eucharistiefeier pflegen wir auch andere Formen der Liturgie, wie Wortgottesdienste, Andachten, Anbetung und gemeinsames Gebet. Auch Neues werden wir erproben.

Für die Gemeindemitglieder gibt es vielfältige Möglichkeiten, die Liturgie mitzugestalten. Wir wollen möglichst viele Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen zu diesen Diensten einladen und befähigen, zum Beispiel als Ministranten, Lektoren, Kommunionhelfer, Vorbeter, Sänger, Musiker und bei der Vorbereitung mitzuwirken.

Wie auch immer wir Gottesdienst feiern: Stets soll dabei die enge Verbindung zwischen Liturgie und Leben zum Ausdruck kommen.

Vertiefung und Verkündigung des Glaubens

Wir wollen unseren Glauben gemeinsam vertiefen und mit ihm unser Leben gestalten. Dazu gehört auch, dass wir uns zum Glauben bekennen.

Die Mitte unseres Glaubens ist Jesus Christus. Je besser wir ihn kennen, desto lebendiger und fruchtbarer kann unser Glaube werden, für uns selbst und für andere. Darum bieten wir in unseren Gemeinden und in der Pfarrei vielfältige Gelegenheiten zur Vertiefung des Glaubenswissens. Die Glaubensverkündigung soll hinführen zum Gebet, zur Beschäftigung mit der Heiligen Schrift und zum aktiven Mitfeiern der Liturgie, und der Glaube soll auch unser Leben gestalten. Wir suchen auch Wege zu denen, die nicht christlich sind, und sprechen sie an, getreu dem Wort aus dem Petrusbrief: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ Um die unterschiedlichen Ziel- und Altersgruppen zu erreichen, gilt es, die jeweils am besten geeigneten Formen zu finden.

Sorge für die Mitmenschen

Wir setzen uns für alle Menschen ein, die unsere Hilfe brauchen. Wir möchten die Menschen, die bei uns leben, kennenlernen. Wenn es Streit gibt, möchten wir zur Versöhnung beitragen.

Nach dem Vorbild Jesu und in seinem Auftrag sind wir in besonderer Weise zur Nächstenliebe gerufen. Wir verstehen uns als dienende Kirche. Darum setzen wir uns für die ein, die unsere Hilfe brauchen, deren Menschenwürde verletzt wird oder die ausgegrenzt werden: in unserem Ort, in unserem Land und in der Welt.

Wir wollen Menschen in unserer Nähe persönlich kennen und mit ihnen in Beziehung bleiben. So sollen Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft bei uns wachsen. Unser Tun muss getragen sein von Respekt für andere, Offenheit für Fremdes, dem Willen, Konflikte auszuhalten, und der Bereitschaft zur Versöhnung.

Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Diözesancaritas und den großen kirchlichen Hilfswerken werden wir nutzen.

Was wir tun

Als Pfarrei St. Liudger streben wir eine Öffnung an für alle Menschen, die zu uns kommen. Wir wollen auf die zugehen, die noch nicht im kirchlichen Leben Fuß gefasst haben. Wir suchen nach neuen Formen der Bildung von Gemeinde, um möglichst vielen Menschen einen Zugang zur kirchlichen Gemeinschaft zu eröffnen. Die sonntägliche Gottesdienstgemeinschaft soll neue Anziehungskraft erlangen, besonders durch die musikalische Gestaltung, durch Angebote für Familien mit Kindern und durch Angebote zur Zusammenkunft und inhaltlichen Vertiefung. Durch zwei Schwerpunktsetzungen wollen wir dieses Ziel angehen.

Schwerpunkt Kindertagesstätte

In den KiTas der Pfarrei soll der Glaube an Gott eine größere Rolle spielen. Wir möchten Eltern, Erzieherinnen und Erzieher und die Kinder stärker mit religiösen Themen in Verbindung bringen (zum Beispiel bei Elternabenden, Kinderbibeltagen oder besonderen Gottesdiensten).

Der Schwerpunkt KiTa setzt an bei der großen Veränderung, die der Eintritt in das Familienleben für Eltern und Kinder bedeutet. In dieser Lebensphase werden die Weichen neu gestellt, so dass sich eine Offenheit für neue Kontakte, für Gemeinschaft und für die Frage nach Gott ergibt. In der KiTa beginnt für die Familien eine über viele Jahre reichende gemeinsame Wegstrecke mit der Gemeinde. Das Bistum unterstützt diesen Schwerpunkt durch das Programm „KiTas als Lebensorte des Glaubens“. Wir wollen diesen Schwerpunkt zunächst in drei KiTas (St. Josef, St. Stephanus und im Familienzentrum Maria Aparecida) umsetzen.

Ein erster Schritt ist die Intensivierung der persönlichen Begleitung durch ein Mitglied des Seelsorgeteams. Diese Person soll verlässlich und regelmäßig in der KiTa als Ansprechpartner für Eltern und Erzieherinnen erreichbar sein. In einem zweiten Schritt sollen regelmäßige katechetische und geistliche Angebote für Eltern und Kinder angeboten werden. Das können Elternabende sein, die die Themen der religiösen Entwicklung der Kinder oder das Kirchenjahr aufnehmen, Kinderbibeltage, Andachten für Erwachsene mit paralleler Kinderbetreuung, besondere Gottesdienste für Eltern und Kinder u.v.m. Parallel dazu sollen die Erzieherinnen ermutigt und gefördert werden, in ihrer alltäglichen Arbeit die religiöse Dimension des Lebens stärker zum Tragen zu bringen. Fortbildungen können dabei eine Hilfe sein. Die Eltern sind eingeladen, eigene Ideen einzubringen, mitzuplanen und mitzugestalten.

Schwerpunkt Erstkommunion

Die Vorbereitung auf die Erstkommunion soll sowohl für die Kinder als auch für ihre Eltern gestaltet werden. Alle zwei Wochen lernen die Kommunionkinder und ihre Eltern den Glauben besser kennen, und zwar an zehn Sonntagen vor und nach der Erstkommunion im Anschluss an die Messe.

Der Schwerpunkt Erstkommunion setzt bei der Offenheit und Begeisterungsfähigkeit der Kinder für die Frage nach Gott und der oft großen Bereitschaft der Eltern an, sich bei der Vorbereitung ihrer Kinder auf die Kommunion einzubringen. Glaube und Liturgie sind in der Zeit der Erstkommunionvorbereitung selbstverständliche Themen.

Wir wollen, zunächst in Roxel, die Kommunionvorbereitung für die Kinder auf den Sonntag bündeln und zugleich den Eltern ein Angebot für die Bearbeitung der eigenen Glaubensfragen machen. Nach der Sonntagsmesse um 11 Uhr soll ein Gemeindetreff stattfinden. Im Anschluss daran gibt es ein Mittagessen für die Kommunionkinder und ihre Eltern. Danach findet vierzehntägig an sieben Sonntagen und einem Wochenende vor der Kommunion und an drei Sonntagen nach der Kommunion die Katechese für die Kinder statt. Für die Eltern, die dies wollen, wird es ein Glaubensgesprächsangebot geben, in dem sie die gleichen Fragen wie ihre Kinder auf dem Niveau von Erwachsenen besprechen. Die sonntägliche Erstkommunionvorbereitung soll verlässlich um 15 Uhr enden.

Pastoralplan zum Herunterladen

Der Lokale Pastoralplan der Pfarrei St. Liudger ist in gedruckter Version in allen Pfarrbüros erhältlich. In digitaler Form lässt sich der Pastoralplan über folgenden Link herunterladen:

  Pastoralplan St. Liudger