60 Jahre St. Stephanus-Kirche
Als Folge der stark gestiegenen Einwohnerzahl nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Münster zu Beginn der 1960er-Jahre als erstes großflächiges neues Wohnsiedlungsgebiet die Aaseestadt, und zwar auf einer von der Stadt erworbenen 76 Hektar großen Freifläche. Diese war ehemals überwiegend ackerbaulich genutzt worden und lag südlich des Kolderings und westlich der Weselerstraße unweit der damals noch bestehenden Aaniederung (Der Aasee südwestlich der Torminbrücke wurde erst zwischen 1972 und 1975 fertiggestellt). Nach der Bebauung sollten im neuen Stadtrevier etwa 6000 – 8000 Menschen wohnen, die meisten von ihnen Katholiken. Diese gingen damals noch in großer Zahl regelmäßig sonntags in den Gottesdienst. Innerhalb des heutigen Gebiets der Stadt Münster kam das Bistum Münster den vielen Kirchgängern entgegen, indem es – in Verbindung mit der Bildung kleinerer Seelsorgebezirke – in der Nachkriegszeit bis 1970 vierzehn (!) neue Gotteshäuser baute, darunter auch die Stephanuskirche in der Aaseestadt.
Autorisiert durch das Generalvikariat Münster beauftragte die zuständige St. Antonius-Gemeinde 1963 den bedeutenden Kölner Architekten Hans Schilling mit der Planung und Bauleitung des Gotteshauses und der anliegende Gemeindegebäude. Nach der Grundsteinlegung im Juni 1964 konnte die Kirche dann am 11.12.1965 – wenige Tage nach dem Ende des 2. Vatikanischen Konzils – von Bischof Josef Höffner geweiht werden.
Bereits im Oktober 1963 war der Kaplan Heinz Löker zum Seelsorger (seit April 1966 Pfarrer) für den neu zu errichtenden Pfarrbezirk ernannt worden und setzte sich mit großartigem Elan für Bau der Kirche und deren Finanzierung ein, denn es galt, dass die Kirchengemeinde einen hohen Eigenanteil zu leisten hatte. Dank der von Heinz Löker eingeworbenen Spenden war es dann möglich, dass die Kirche nicht nur eine einfache, sondern sogar eine künstlerisch hochwertige Innenausstattung erhielt.
Beeindruckend ist für die Gottesdienst-Teilnehmer zunächst einmal der fünfeckige (zugleich Offenheit, Geborgenheit und eine mystische Atmosphäre vermittelnde) Gemeinderaum. Er ist verbunden mit dem parabelförmigen Chorraum. Von dort strebt das gleichmäßig ansteigende Dach dem höchsten Punkt (23 Meter) zu. Beim Aufschauen entdeckt man dann die hochgelegene Lichtbänder. Sie sind von dem Kölner Glasmaler Franz Pauli als abstrahierende Farbflächen mit sinngebenden Zeichen und Symbolen gestaltet worden. Altar, Lesepult, Sakramentshaus, Priestersitz und Taufstein stammen aus der Hand des Kölner Bildhauers Hein Wimmer. Die „Prinzipalstücke“ sind aus griechischem Mamor, der als alabasterähnlicher Naturstein bei Lichteinfall ein samtenes Aussehen annimmt und sich vorteilhaft vom Rot der Ziegelwände abhebt.
Es lohnte sich, auf viele weitere Einzelheiten der Stephanuskirche einzugehen. In diesem Zusammenhang sei auf den „Kleinen Kunstführer durch St. Stephanus, Münster“ (2.Aufl. 1993) verwiesen.
im November 2025 Franz Josef Lütke-Schellhove

