Liebe Gemeinde!
Letzte Woche war ich in Exerzitien in Venne, in der Nähe von Senden. Die Gruppe wurde freundlich im Exerzitienhaus empfangen. Nach einem kurzen Kennenlernen und einem geistlichen Impuls mit Anleitung, begann das Schweigen. Sechs Tage lang in Stille und Ruhe, vertieft ins kontemplative Gebet, waren eine intensive Zeit der geistigen Begegnung mit Gott. Keine Serien, kein Social Media, keine Telefonate, keine Termine, keine Bücher, keine Katzen – keine Ablenkung. Stattdessen: Gebet, Spaziergänge durch das Venne-Moor, Eucharistie, Eutonie, Qi-Gong, gemeinsame Mahlzeiten. Spätestens am dritten Tag kamen mir die wunderlichsten Gedanken. Es braucht Zeit, damit der Geist und Körper wirklich zur Ruhe kommen. Ich musste an die Geschichte über die Begegnung Jesu mit der blutfließenden Frau denken. Sie wartet und berührt Jesus, im Vorübergehen durch die Menge, an dem Saum seines Gewandes. Es ist nur ein kurzer Moment und trotzdem merkt Jesus, dass sie ihn sanft berührt hat. Er schenkt ihr seine ganze Aufmerksamkeit, ohne dass sie es erwartet. Aber mit was für einem Gefühl bleibt die Frau, die geheilt wurde, zurück? Hatte sie das Bedürfnis, diesen Moment der Begegnung festzuhalten? Wem hat sie davon erzählt? Hat sie Jesus irgendwann wiedergesehen? Zu Hause angekommen – dachte ich: wie voll ist doch meine Wohnung mit unnötigem Zeug (nur zur Info: Ich hatte einige Wochen vorher, in meinem Urlaub, die Wohnung ausgemistet!). Wie kann ich ein Stück der wertvollen Erfahrungen aus den Exerzitien mit in den Alltag nehmen? Es kann doch nicht sein, dass wir Gott nur zu diesen besonderen Anlässen begegnen? Lässt Gott sich einen Platz von uns im Terminkalender zuweisen? Oder kommt er ganz zufällig vorbei? Ich denke, dass er jedem Menschen individuell begegnet, ob in Stille oder im Trubel des Alltags. Wir müssen nur aufmerksam und offen für ihn sein.
Ihre Pastoralreferentin Margarete Schylek